„Steinreich…unsere Kreativität ist grenzenlos“

So lautete in diesem Jahr das Motto, unter dem der Fachbereich Pflegefamilien seine Pflegemütter zum traditionellen Auszeit-Wochenende am letzten Wochenende im Januar einlud. In diesem Jahr folgten insgesamt 38 Frauen diesem Aufruf und begaben sich nach Bad Wildungen in das Hotel „Göbels Quellenhof“.

In Vorfreude und hoch motiviert, weil das Wochenende schon immer sehr vielseitig und begehrt ist, aber auch das Wissen darum, dass man (also hier „Frau“ :-)) von Freitag bis Sonntag einfach mal im Mittelpunkt steht und sich mit den anderen erholen, ausruhen und austauschen kann, darf und soll, lässt viele Pflegemütter die Einladungsschreiben, die immer zum Jahresende verschickt werden, voller Sehnsucht erwarten.

Ein kleines Steinchen rollte munter von einem hohen Berg herunter. Und als es durch den Schnee so rollte, ward es viel größer als es wollte. Da sprach der Stein mit stolzer Miene:

„Jetzt bin ich eine Schneelawine. ” Er riss im Rollen noch ein Haus und sieben große Bäume aus. Dann rollte er ins Meer hinein, und dort versank der kleine Stein.

(Ringelnatz)

Selbstverständlich gibt es auch ein „Väterwochenende“, welches in der Regel im Frühsommer stattfindet.

Erholen und Ausruhen kommt ja im Alltag mit den Pflegekindern häufig zu kurz.

Das Leben als Pflegefamilie ist wunderbar…

Die Arbeit und das Leben als Pflegefamilie ist wunderbar, sinnstiftend, bereichernd und ausfüllend, aber natürlich auch nicht selten anstrengend und manchmal kräftezehrend. Und Kreativität ist auch im Leben einer Pflegefamilie ein absolutes Muss.

Das alles macht es unbedingt notwendig, sich auch um sich selbst zu kümmern und auf eine gute Balance zwischen Anstrengung und Erholung zu achten.

Wer im Alltag, das gilt für den normalen Arbeitsalltag, besonders aber auch beispielsweise für die hohen Anforderungen in der Pflegefamilie, stabil und gesund bleiben will, sollte für Gleichgewicht sorgen. So kommt das Auszeit Wochenende für Pflegemütter jedes Jahr wie gerufen.

Stress bleibt uns allen nicht erspart, …das ist kaum möglich, er vergeht in der Regel auch wieder.

Stress ist auch per se nicht unbedingt (nur) schlecht, er gibt uns unter Umständen auch die nötige Kraft, besonders schwierige Dinge zu bewältigen oder besonders anspruchsvolle Aufgaben zu lösen. Sollte der Stress allerdings dauerhaft verbleiben, ist mit gravierenden Folgen zu rechnen.

Dauerstress führt erwiesenermaßen zu erheblichen gesundheitlichen Folgeschäden, zu Unzufriedenheit, zu Erschöpfung bis hin zum totalen Ausbrennen. Wir nennen das dann allgemein Burnout, – dies sollte vermieden werden.

Wer ausgebrannt und unglücklich ist, hat weniger Lebensqualität und auch vermutlich weniger zu geben…fühlt sich kraftlos, müde und erschöpft.

Das Auszeit Wochenende für Pflegemütter sollte und soll immer wieder unbedingt für Lebensfreude, Erholung, Gesundheit und Kraft sorgen. Mit diesem Ziel vor Augen plant der Fachbereich jährlich dieses Angebot.

Mit einem wie immer sehr überlegten und fein auf das Thema abgestimmten Rahmenprogramm, hatte das Vorbereitungsteam in diesem Jahr erneut eingeladen.

Steine ins Rollen bringen

Am Freitagabend wurde der „Stein ins Rollen gebracht“, alles begann mit einer Kennen-lern-runde, bei der die Frauen sich gegenseitig vorstellten und so auch in guten Kontakt mit ganz neuen Teilnehmerinnen (Pflegemüttern) kamen.

Es wurde gemeinsam gelacht und gesungen, und es fiel uns allen ein „Stein vom Herzen“, als der Kanon endlich saß. (…nein, es war nicht das Lied „Marmor, Stein und Eisen bricht“:-)

Das Programm für das Auszeit Wochenende für Pflegemütter wurde vorgestellt, und da grundsätzlich alles auf Freiwilligkeit beruht und es den Frauen selbst überlassen bleibt, an welchen Angeboten sie teilnehmen möchten oder lieber nicht, war es also „nicht in Stein gemeißelt“, wie die Tage verlaufen würden.

Jede durfte und sollte gut für sich selbst sorgen, was offensichtlich auch gelang.

Am Samstagvormittag gab es ein Kreativangebot „Kieselsteinkunst“.

Gemeinsam wurden wunderschöne Bilder aus Steinen und etlichen anderen Materialien hergestellt.

 Bildtext:

…unsere Kreativität kennt keine Grenzen

Hier waren der Kreativität keine Grenzen gesetzt, und es war erstaunlich und bewegend, was mit einfachen Steinen so alles zum Ausdruck gebracht werden kann. So schlicht und doch so kunstvoll in Szene gesetzt entstanden eindrucksvolle Werke, die am Sonntag in einer kleinen „Vernissage“ bewundert wurden.

hier nur einige wenige Beispiele für unglaubliche Kunstwerke…und es waren viele, und alle waren wunderschön.

Es wurden auch Steine phantasievoll bemalt und Bilder auf Leinwänden gestaltet. Insgesamt eine äußerst meditative Tätigkeit, die sowohl kostengünstig als auch sehr gut mit Kindern umgesetzt werden kann.

Ein Steinhaufen hört auf, ein Steinhaufen zu sein, sobald ein einziger Mensch ihn betrachtet, der das Bild einer Kathedrale in sich trägt. Antoine de Saint-Exupery

Umgang mit Stress ganz pratisch

Auf Wunsch einiger Pflegemütter fanden auch zwei Einheiten zum Thema Stressbewältigung statt. Während kleiner Entspannungsübungen mit Inhalten aus dem Autogenen Training, reisten wir in unserer Phantasie einmal zum Meer und ein anderes Mal in einen chinesischen Zen-Garten, was zusätzlich dabei half, gezielt in die Erholung zu gehen.

Samstagnachmittag ging es dann mit einigen interessierten Müttern zum Lapidarium (Steinmuseum), um zu hören und zu sehen, was es mit den regionalen Steinen so auf sich hat.

Das Lapidarium befindet sich unterhalb des Schlosses Friedrichstein, es handelt sich um ein unterirdisches Gewölbe (sehr kalt). Im Ausstellungsraum des Lapidariums kann man verschiedene Steinarten, z.B. Grauwacken, Tonschiefer, Knollenkalk, Erze usw. aus der Region bestaunen. Besonders interessant sind auch einige im Stein eingeschlossene Fossilien.

Die Führung durchs Steine-Museum wurde mit einer süßen und einer wärmenden Überraschung abgerundet.

Unsere Stadtführerin Frau Hüller hatte mit so viel Liebe und Leidenschaft unseren Besuch gestaltet, selbstgebackenen Apfelkuchen serviert und so viel Freude an ihrem Auftrag und überhaupt ausgestrahlt, dass wir alle beeindruckt und von ihrer Ausstrahlung angesteckt, ganz berührt und erfüllt zurück ins Hotel gingen.

Das war wirklich eine ganz besondere Begegnung und wurde sowohl auf dem Rückweg bei guten Gesprächen als auch bei der Abschlussrunde nochmals explizit wertgeschätzt.

 …einige Frauen im Lapidarium. Sehenswert, beeindruckend… und kalt :- )

Der Samstagabend:

Am Abend gab es wie immer gemütliches Beisammensein in der Bar mit Gesprächen und guter Laune. Es wurde sogar ein Promi entdeckt. Dominic Raacke, allen vermutlich besser bekannt als Tatort-Kommissar Till Ritter, vom LKA Berlin, war vor Ort…wie sich später herausstellen sollte gastierte er am Wochenende im Theater (Wandelhalle) in Bad Wildungen, mit einem Stück namens: „Die Niere“ (hoffentlich OHNE Steine :- ).

Manche Mütter hatten einen so „kreativen Schub“, dass sie bis spät in die Nacht hinein weiter an ihren Kunstwerken arbeiteten und darüber die Zeit vergaßen.

Es folgte wie in jedem Jahr unvorstellbar schnell und leider unabänderbar, der Sonntag, – der ungeliebte Abreisetag -.

Während der Abschlussrunde mit Besuch der Geschäftsbereichsleitung, wurde das Mütterwochenende nochmal zurückerinnert und wertgeschätzt. Einige neue Pflegemütter berichteten von guten, neuen Kontakten, die sie schließen konnten und dem guten Gefühl, Teil einer Gruppe geworden zu sein.

Wie immer gab es viele schöne und auch motivierende Rückmeldungen zum Auszeit Wochenende für Pflegemütter, die sich alle bedankten. Hier ein paar der Stimmen zitiert:

„…so viel gelacht wie hier habe ich schon lange nicht mehr…“

„…wie einfach es ist, in Kontakt mit anderen zu kommen hat mich sehr berührt“

…ich dachte zunächst, ich kann gar nicht loslassen, aber das ging schnell…“

„…ich war sehr angestrengt, jetzt bin ich tiefenentspannt…“

„…in der Gruppe gab es so viel positive Resonanz…“

„…ich bin so dankbar…“

„…hier gab es so viel Vielklang, ja Gleichklang und keinen Missklang, das habe ich sehr genossen…“

„…Danke fürs „Steine schleppen…“

Die Abschlussrunde endete mit Kurzberichten über Neuigkeiten aus dem Verein und aus dem Fachbereich Pflegefamilien, von Bertram Kasper und der Möglichkeit, Fragen an die Leitung zu richten und ins Gespräch zu gehen.

Nach einem letzten kleinen Mittags-Imbiss konnten alle gestärkt und gut gelaunt die Heimreise zu den Lieben antreten, die ja auch bestimmt sehnsüchtig auf die Mütter warteten.

Uns bleibt die Hoffnung und der Wunsch, dass alle, die am Wochenende Erholung, Stärkung und Freude erfahren haben und hoffentlich ein paar ihrer „schweren Steine“ ablegen und in Bad Wildungen lassen konnten, dieses Gefühl auch lange in sich bewahren können und im Alltag immer wieder als Kraftquelle erinnern und abrufen können.

Wenn dies gelungen ist, haben wir unser Ziel erreicht.

Für das Vorbereitungsteam: Bettina Simon-Schönau, Martina von Keitz, Petra Plag-Zimmermann, Steffi Fuchs, Jutta Fromm-Visosky.

Autorin:  Corina Rink